Hochwasserkatastrophe 2021 in NRW – Hilfsbereit zu jeder Zeit
Die durch starken Dauerregen hervorgerufene Hochwasserkatastrophe 2021 in Teilen von NRW, Rheinland-Pfalz und anderen Bundesländern hat bislang ca. 180 Todesopfer, viele Verletzte, Obdachlose, Flutopfer und ein riesiges Ausmaß an Zerstörung gefordert. Vita Oeconomica hilft dabei, Hilfsangebote zu verknüpfen und HelferInnen miteinander bekannt zu machen. Und es funktioniert! – Meldet euch bei mir – Ihr könnt mithelfen. Ich schreibe hier speziell über den Verteiler „Am Schwimmbad 3“ im rheinland-pfälzischen Bad Neuenahr-Ahrweiler Stadtteil Bachem und „Das Flammenwerk“ aus Köln, das mit diesem Verteiler eng zusammenarbeitet. Nehmt euch etwas Zeit und lest chronologisch von unten nach oben, wer und was den Verteiler ausmacht und wie auch ihr unbürokratisch helfen könnt. Links zu Helfer-Shuttle und zur Helfer-Plattform findet ihr unten unter der Spendenkonto-Nummer.
N E W S !
Wie angekündigt wurde das große Zelt mit Hilfe vieler HelferInnen und Anwohner abgebaut. Frank Wirfs hat nach Monaten des unermüdlichen Einsatzes die Verantwortung an ein neues Helferteam übergeben. Das aus erfahrenen HelferInnen bestehende neue Kern-Team und hilfsbereite Menschen aus ganz Deutschland haben in Rekordschnelligkeit ein verkleinertes Areal ohne Hangar für die Flutopferhilfe auf die Beine gestellt und eine Oase für kleine Auszeiten geschaffen. Die unten genannte Unterschriftenaktion war sehr erfolgreich und die Stadt hat vorerst die Nutzung des Geländes bis Ende April 2022 genehmigt. Bis dahin hoffen wir alle, dass die Stadt erlaubt, das Areal auch noch nach dem 30.04. zu nutzen, da die Hilfsangebote von den Betroffenen und freiwilligen Helfern weiterhin stark genutzt und benötigt werden. Ein Profikoch und die Landfrauen, aber auch das Team selbst, kochen weiterhin täglich gesundes und leckeres warmes Essen, bieten komplettes Frühstück und Abendessen und jede Menge Rat und Tat und Zuwendung an. Das Verpflegungszelt ist täglich vo 8.00 bis 20.00 Uhr besetzt.
Ich von Vita-Oeconomica schließe hiermit diesen Artikel, bedanke mich für eure Aufmerksamkeit und Treue beim Lesen und auch die Unterstützung und werde in einem neuen Artikel baldmöglichst über das Geschehen rund um verkleinerten, neu-organisierten Verteilerposten Am Schwimmbad 3 A in Bad Neuenahr-Ahrweiler Bachem berichten.
HangAhr-2021 wird wohl Mitte März abgebaut
Leider wird der beliebte HangAhr-2021 wohl schon Mitte März 2022 abgebaut. Bei meinen regelmäßigen Besuchen stelle ich jedes Mal in Gesprächen mit den Betroffenen fest, wie wichtig diese Institution noch ist. Natürlich muss das Zelt irgendwann abgebaut werden, ich persönlich finde es allerdings verfrüht. Auch wenn die Stadt Bad Neuenahr den Anwohnern ein österliches Bild auf dem Platz Am Schwimmbad 3 im Stadtteil Bachem bieten möchte. Die Anwohner und hungrigen freiwilligen Helfer benötigen in erster Linie ein heißes Essen, Wärme und menschliche Zuwendung und Problemlösung, keine Blümchenwiese. Hilfe finden sie seit 8 Monaten hier und nicht im Botanischen Garten.
Natürlich konnte in der Zwischenzeit vieles in der Umgebung repariert werden, aber es ist für mich immer wieder schockierend zu hören, dass Menschen seit letzten Sommer in der Jugendherberge wohnen müssen. Oder bis heute weder Heizung noch Warmwasser, geschweige denn eine Küche haben. Glücklichere konnten bei Bekannten oder Familie unterkommen und wohnen seither in beengten Verhältnissen. Meistens fehlt es für den Wiederaufbau ihrer Häuser und Wohnungen an Material, Ersatzteilen, Maschinen zur Reinigung von verstopften Rohren und natürlich Handwerkern. Bei jedem meiner Besuche bricht jemand in Tränen aus und ich heule jedes Mal aufs Neue mit. Es ist nicht abzusehen, wann bei den Flutopfern eine gewisse „Normalität“ einkehren wird. Deshalb ist und bleibt es wichtig, ihnen einen Ort, der sie auffängt, zu bieten. Sie haben schon alles verloren und wollen ihren geliebten HangAhr und das so geschätzte Helferteam unbedingt behalten. Eine entsprechende Petition wurde innerhalb weniger Tage über 3.000 Mal unterschrieben!
Bitte unterschreibe auch Du, wenn Du willst, dass die Verteilungsstelle am Schwimmbad 3 weitergeführt wird:
Hochwasserkatastrophe 2021 – Seit Ende Oktober steht die neue Zelthalle für die kalte Jahreszeit
Wie angekündigt, habe ich in den letzten 3 Wochen weiterhin das Geschehen rund um den Zeltaufbau am Verteiler am Schwimmbad 3 in Bad Neuenahr-Ahrweiler Bachem beobachtet und Fotos für euch gemacht. Das gigantische Zelt ist mittlerweile beheizt, die Abluftschläuche sind installiert, der Holzboden wurde ratzfatz verlegt. Patrick, Frank und seine Mithelfer haben eine feste Tür integriert und die ersten Gäste können sich schon zum Essen niederlassen. Gleich links vom Eingang ist auch eine gemütliche Sitz- und Kinderspielecke entstanden. Eine phantastische Arbeit von Frank Wirfs und seinem Team. Seit Monaten treffe ich immer wieder dieselben, zuverlässigen Helfer, die ihre Hilfstätigkeit voll in ihren Alltag integriert haben und meistens an immer festen Tagen dabei sind. Wir alle werden langsam zu Profis. Und leider wird der Einsatz noch sehr, sehr lange gebraucht werden. Deshalb ist dieses Zelt ein wahrer Segen. Für Flutopfer und Helfer! Wir alle sind froh, dass die Hilfsbereitschaft nicht nachlässt. Leider fehlt es z. T. an bestimmten Maschinen, wie z. B. für die Reinigung von Gasleitungen mit größerem Durchmesser (Mehrfamilienhäuser). So können viele Flutopfer bis heute ihre Wohnungen gar nicht oder nicht richtig nützen und kommen, wie HandwerkerInnen und HelferInnen auch, gerne regelmäßig aus ganz Bad Neuenahr um ihr heißes Essen zu genießen. Ein wahrer Segen, sich bei heißen Getränken und gutem Essen im neuen Zelt etwas zu entspannen, aufzuwärmen und sich auszutauschen. Am 11.12.2021 wird Bazar abgehalten und die ersten Spenden für die Flutopfer sind schon da.
News vom 27.10.2021 – Neue Halle für die kalte Jahreszeit
Trotz vieler bereits erfolgter Aufräum- und Instandsetzungsarbeiten wird der Wiederaufbau noch etliche Jahre dauern. Viele Menschen sind provisorisch woanders untergekommen. Andere können ihre Häuser oder Wohnungen noch lange Zeit nur teilweise oder gar nicht nutzen. Die Angst vor dem nahenden Winter und einer ungewissen Zukunft ist groß. Deshalb ist es allen freiwilligen HelferInnen nach wie vor ein Riesenbedürfnis, betroffene Menschen, HandwerkerInnen und HelferInnen in ihrem persönlichen Alltag zu unterstützen. Heute hatten wir wieder um die 650 heiße Menüs, Frühstück, Kaffee, Snacks und Mittagessen. Und es gibt eine tolle Neuigkeit! Frank Wirfs mit Team haben gemeinsam mit der Stadt Bad Neuenahr ein riesiges Zelt organisiert. Am Wochenende wird ein Holzboden verlegt, eine Heizung installiert und die Verteilerpavillions und die Essensausgabe wandern von draußen nach drinnen. Im neuen Zelt werden sich die Menschen aufwärmen, ausruhen und wohlfühlen können. Ich zeige euch mal die letzten Bilder und werde über das neue Zelt berichten, sobald es fertig eingerichtet ist.
Hochwasserkatastrophe 2021 – Infrastruktur, Alltag, Tiny Houses und kleine Hoffnungen
Update 06.10.: Die Fahrt zum Verteiler Am Schwimmbad ist mittlerweile weniger beklemmend, da Schutt, Schlamm und Müllberge stark abgenommen haben. Dennoch sind viele Wohnungen und Häuser noch nicht bzw. nur tlws. bewohnbar. Die Angst vor dem nahenden Winter steht den Menschen ins Gesicht geschrieben, Handwerker werden händeringend gesucht, Material ist schwer zu bekommen, Lieferzeiten sind extrem lang und die Preise schießen in die Höhe. Die Infrastruktur ist vielerorts zerstört. In den Weinbergen hat die Weinlese begonnen und Erntehelfer*innen stehen hoch über den Straßen. Die Trauben leuchten in der Sonne. Eine neue Behelfs-Fußgängerbrücke aus Stahlelementen in Verteilernähe erleichtert den Anwohnern den Weg über die Ahr. Strom- und Gasleitungen werden/wurden in der Umgebung repariert oder werden neu verlegt. Festnetz funktioniert zum Teil auch wieder.
Ca. 64 Familien dürfen auf eine befristete Unterbringung noch in diesem Jahr in einem der auf Basis der Spendenaktion „Deutschland Hilft“ angeschafften Tiny Houses auf einem erschlossenen Gelände hoffen. Die Häuschen sind durch die tlws. Anschaffung durch Spenden „gemeinnützig“, was nach Nutzungsende zu einer nachhaltigen Weitervewendung z. B. im inclusiven Bereich, verpflichtet. Eine Anzahl von Single System-Containern für Menschen 70 + werden ebenfalls angeschafft und sollen, wenn alles gut geht, noch vor Weihnachten bezogen werden. Ein nachhaltiges Hilfsprojekt ganz nach meinem Geschmack und ein Hoffnungsschimmer und Sicherheit für Menschen, denen alles genommen wurde!
Weiter liefert „Das Flammenwerk“ täglich ca. 450 heiße Menüs und der Bedarf ist und bleibt weiterhin riesig. Es gibt mittlerweile ein noch etwas fragiles Stromnetz, sodass wir gespendete Kühlschränke aufstellen konnten. Wunderbar ist zu melden, dass es Flutopfer gibt, die entweder umgezogen sind oder ihre Wohnungen wieder bewohnbar gemacht wurden und dass diese Menschen unsere Verteilerstelle nicht vergessen haben. So haben umquartierte Kindergartenkinder bunten Kuchen gebacken, eine Familie spendet jede Woche 4 Kastenkuchen. Einer dieser Kuchen wird besonders schön dekoriert und ist für die Kinder, die uns besuchen, gedacht. Wunderschöne Gesten, die uns Antrieb geben, täglich weiterzumachen! Und wir sind froh, dass weiterhin zuverlässige und hilfsbereite Menschen rund um den Wiederaufbau helfen und ein Stück Normalität, Gemeinschaft und Geborgenheit bieten.
Update 01.09.: Ca. 400 Essen werden fast täglich von „Das Flammenwerk“ aus Köln ab 12.30 Uhr weiterhin zuverlässig an den Verteiler geliefert. Wenn wir ankommen, ist die Warteschlange sehr lang und es kommen neben Anwohnern, die oftmals immer noch keine Möglichkeit haben, selbst zu kochen, HelferInnen und HandwerkerInnen, um sich zu stärken und eine kleine Auszeit zu genießen. Dank der zuverlässigen ehrenamtlichen HelferInnen am Verteiler gibt es weiterhin schon ab 8.00 Uhr Frühstück, gefolgt von Mittagessen und Kaffee. Gegen Abend können Hunger und Durst gestillt werden und es tut den Menschen einfach gut, mit den HelferInnen ein paar persönliche Worte zu wechseln. In den 8 Wochen sind viele Bekanntschaften entstanden.
Update 23.08.: Auch letzte Woche konnte durchgehend neben Snacks, Kaffee, Kuchen, Kleidung und Hygieneartikeln heißes Essen angeboten werden. Und der Bedarf an einer Auszeit und abwechslungsreichem, wohlschmeckendem und sättigendem Essen ist ungebrochen groß. Schon ab 8.00 Uhr morgens bilden sich Warteschlangen. Dank euren und von Firmen gemachten Geld-, Lebensmittel- und Sachspenden in Verbindung mit der ehrenamtlichen Tätigkeit von „Das Flammenwerk“ aus Köln, der HelferInnengruppe um Frank Wirfs und den Landfrauen am Verteiler „Am Schwimmbad“ konnte der Verteiler weiter betrieben werden. Allein vom Flammenwerk werden täglich bis zu 450 heiße Essen, auch Salat und Nachtisch aus Köln angeliefert. Vielen herzlichen Dank an euch für die Spenden!
Die 12,5-jährige Mini-Hundedame „Bijou“ begleitet täglich ihr Herrchen zum Verteiler. Die Freude ist groß, wenn sie angetrippelt kommt.
Update 17.08.: Heute gab es am Verteiler Schweinebraten und Gemüse-Übereinander, Tomaten- und Obstsalat von „Das Flammenwerk“ aus Köln und eine dicke Graupensuppe mit Gemüse von den Landfrauen. Außerdem im Gepäck hatten wir von Vita-Oeconomica beigesteuerte Müsli-Riegel, Kuchen, Kaffeesahne und Zucker von lieben SpenderInnen, sowie Kinderbekleidung von Pauline, 4, die zusammen mit ihrer Mama Kleidung aussortiert hatte. Und neulich € 1,77 mit ihrem Bruder Josef, 7, für die notleidenden Menschen gespendet hat. Ist das nicht wunderbar?
Obwohl wir auf der Autobahn sehr schnell durchgekommen und früher da waren, wartete schon eine Schlange Hungriger sehnsüchtig vor der geliebten Feldküche und wir von “ Vita Oeconomica“ und „Das Flammenwerk“ wurden von euch tlws. schon bekannten HelferInnen wie Olli und Brigitte, Iris und Hiltrud am Proviantzelt und anderen sowie den Gästen mit großem Hallo begrüßt.
Auch wenn wir in Eile sind, da das heiße, frisch gekochte Essen in Köln aufgeladen und nach Bad Neuenahr-Ahrweiler transportiert werden muss und wir Hotboxes und Schalen für den nächsten Tag nach Köln zurückbringen müssen, helfen wir nebenher immer auch am Verteiler, so gut wir können. Heute will ich euch von einer Dame erzählen, die etwas verloren dastand; ich sprach sie an, ob sie denn etwas essen wolle. Da kullerten schon die Tränen und sie erzählte mir, dass sie nichts mehr herunterbringen würde und nur noch traurig sei. Ich nahm diese ältere, mir völlig unbekannte Frau, in den Arm, wusste nicht, was ich sonst tun sollte. Schließlich fanden wir ein Plätzchen im Essenszelt mit anderen Damen für sie, sie bekam von mir einen Obstsalat und ein Schokolädchen und fühlte sich sichtlich besser in der Gesellschaft am Tisch. – Manchmal passt irgendwie alles zusammen und ich traf später an der Kaffeeausgabe den pansionierten ev. Pfarrer Uwe Heubach, der als ehrenamtlicher Seelsorger mobil unterwegs ist und bei uns gegessen hatte. Wir hatten ein sehr positives, leider viel zu kurzes Gespräch, miteinander. Heute wurde ich mit der seelischen Not hautnah ganz massiv konfrontiert – das ist mir besonders unter die Haut gegangen. – Weniger Dixie-Klos und weniger Schutt entlang der Straßen, dafür z. T. Wasser und Strom – diese Fortschritte lassen sich langsam erkennen. Bei den Traumata der Menschen müssen wir noch sehr genau hinsehen!
Update 10.08.: Die private Verteilerstelle „Am Schwimmbad 3“ im rheinland-pfälzischen Bad Neuenahr-Ahrweiler, Stadtteil Bachem, ist fast 4 Wochen nach der Flutkatastrophe vom 14. auf den 15. Juli 2021 für viele Menschen eine Art „Heimat und Zufluchtsort“ geworden, wo sie gerne hingehen, um etwas Kraft zu tanken, Hilfsangebote zu erhalten oder anzubieten und sich auszutauschen. Das gemeinsame Essen mit Betroffenen und HelferInnen gibt etwas Halt und Tagesstruktur und ein Stückchen Normalität zurück. Und wenn unsere Anna mit ihrer sonoren Stimme „Es ist noch Suppe da“ anstimmt, dann wird auch mal herzlich gelacht.
Heute traf ich wieder Olli, ein mir mittlerweile gut bekanntes Gesicht, vom Helferteam der 1. Stunde, der den für die Bevölkerung günstig gelegenen Verteiler-Platz mit aufgebaut und die letzten 3 Wochen täglich viele Stunden vor Ort geholfen und Vieles mitorganisiert hat. Der Malermeister musste wieder zur Arbeit; er kommt aber weiterhin regelmäßig am frühen Nachmittag und hilft überall am Verteiler. Er erzählte mir von der großen Dankbarkeit und Hilfsbereitschaft, aber dass auch immer wieder weinende Leute gekommen seien, die gestreuten Gerüchten aufgesessen seien, dass der Stand geschlossen werde. Entwarnung. Es gibt leider Störenfriede, die Hilfskräfte und Organisationen attackieren und stören, Falschinformationen verbreiten und selbst impfwillige Menschen vor dem Impfzentrum werden nicht in Ruhe gelassen, sondern belästigt und beschimpft. – Leider gibt es Menschen, die die Katastrophe für ihre eigenen perfiden Ziele und fehlgeleiteten Gesinnungen ausnützen und traumatisierte Menschen für ihre Zwecke missbrauchen wollen.
Mehr als traurig ist auch, dass schon Hilfsgüter und Lebensmittel nachts aus dem nahe gelegenen Warenlager gestohlen worden sind. Sehr positiv ist, dass es in der Zwischenzeit am Verteiler professionelle Tanks mit Wasser- und Trinkwassertanks gibt.
Update 3.08.: Derzeit werden dringend Batterien (1,5 V), Teelichter, Streichhölzer benötigt. Viele Menschen haben immer noch weder Strom noch Wasser im Haus.
Von Michael und Patricia Steppuhn von „Das Flammenwerk“ in Köln habe ich weiter unten bereits berichtet. Nach wie vor bereitet das Team ehrenamtlich mit Spendengeldern und aus eigenen Mitteln täglich neben ihrem Tagesgeschäft bis zu 250 Portionen heißes Essen für den Verteiler „Am Schwimmbad 3“ in Bad Neuenahr-Ahrweiler zu. Außerdem werden Obst, Getränke, Lebensmittel, Kuchen, Hygieneartikel und Anderes von „Das Flammenwerk“ geliefert. Beim heißen Essen übertrifft sich Frank, der begnadete Koch, mithilfe seiner HelferInnen täglich selbst und zaubert die leckersten Essen, wie z. B. köstliche Lasagne, Hackbraten mit Kartoffelgratin, Strudel etc. All das wird ehrenamtlich vom Fahrdienst rund um Anna pünktlich von Köln nach Bad Neuenahr-Ahrweiler angeliefert. Nahrhafte vegetarische Eintöpfe und Suppen für die Gulaschkanone werden u. a. von den Landfrauen und einem Fischfachgeschäft aus Bonn gespendet. Im Warenlager fand ich u. a. liebevoll beschriftete Gläser frisch gekochter Marmeladen, das hat mich zu Tränen gerührt. Im Kühlwagen fanden sich großzügige Kuchenspenden der Fa. Erlenbacher, Fassbrausen namhafter Brauereien, alkoholfreies Bier, Wasser, Schorlen, Cola u. v. m. – Es sind ja so viele Menschen zu versorgen, die gerne genau hierherkommen. –
Heute konnte ich auch Frank Wirfs kennenlernen, der von der ersten Stunde an selbstlos und unermüdlich ganz privat und ehrenamtlich die Ausgabestelle ins Leben gerufen hat. Die famose Gulaschkanone, der Kühlwagen, das Notstromaggregat und alles Drum und Dran stammen zum Großteil aus seinem Privatfundus. Er hat ein großes ehrenamtliches Team von HelferInnen zusammengestellt, das über einen Chat mit Einsatzplan für die verschiedenen Hilfstätigkeiten verfügt und organisiert Hilfslieferungen und Einsätze am Verteiler rund um die Uhr. Das klappt hervorragend und unbürokratisch. Von morgens 8.00 bis spätabends wird hier kostenlos heißes Essen verteilt. Frühstück, Mittag- und Abendessen. Kaffee und Kuchen, belegte Brote, gekochte Eier und noch viel mehr. „Am Schwimmbad 3“ ist ein Ort, an dem sich alle wohl fühlen und jede/r willkommen ist.
Die den ganzen Tag hart arbeitenden Helfer und Anwohner freuen sich über wohlschmeckende, nahrhafte und abwechslungsreiche Gerichte. Die Gäste sagen: „Hier fühlen wir uns wohl. Hier kümmert man sich um uns. Hier hilft man uns. Hier gibt es super Essen. Hier sind alle freundlich und hilfsbereit. Wir sind so dankbar, dass es euch gibt!“ Im Essenszelt lernt man einander kennen und tauscht sich aus. Und Frank Wirfs hilft auch dabei, Geräte und Werkzeuge auszuleihen und HelferInnen zu organisieren.
Niemand weiß genau, wie lange dieser wunderbare Verteilerstand bestehen bleibt. Gebraucht wird er dringend, was der große Zustrom an Menschen täglich unter Beweis stellt. Michael Steppuhn und Team kochen, organisieren und fahren aus, so lange sie können und dürfen. Dasselbe gilt für Frank Wirfs, seine Familie, sein Team, Fabio Lauria, Stefan Dilly und all diejenigen, die anpacken, solange sie diesen Platz „Am Schwimmbad 3“ nutzen dürfen. Und neben ihrer Eigenleistung bedarf es regelmäßiger Spenden von hilfsbereiten Menschen. Aus Solidarität. Jeder Euro zählt. Wenn ihr spenden wollt, findet ihr unten im Artikel die Bankverbindung.
Michael Steppuhn mit Team und auch Frank Wirfs mit Team und allen HelferfreundInnen arbeiten ehrenamtlich unbeirrt weiter, ganz privat, von Anfang an ohne lange herumzudiskutieren. Sie machen einfach und packen an. – Auch wenn es leider manche Rückschläge zu beklagen gibt. – Wie gemein können Menschen aus direkter Nachbarschaft nur sein, indem sie nachts Leergut in großem Stil klauen – glücklicherweise wurde die Täterin bald ermittelt.
Unter den zahlreichen HelferInnen lernte ich heute u. a. Anni, die „gute Seele“ am Ausgabezelt kennen, die mit dem Team um Frank Wirfs bei jedem Wetter unermüdlich für Nachschub an Kaffee, Broten, Brotbelägen, Hygieneartikeln, Kuchen, Schokolade und Getränken sorgt. Für jeden Gast hat sie ein gutes Wort, gibt den Kindern ein kleines Spielzeug mit, findet in ihrem Fundus auch mal ein paar passende Gummistiefel und tut den Gästen und Helfern mit ihrer liebevollen, bescheidenen, tröstenden und hilfsbereiten Art einfach gut. Thomas, ein HR-Manager aus München und Sebastian helfen seit Tagen überall, wo es notwendig ist. Sie holen Nachschub aus dem Kühlwagen, füllen Getränke auf, bringen Toilettenpapier zu den Dixies. Susanne und Brigitte geben seit Tagen stundenlang unermüdlich Essen an der Gulaschkanone aus. All die vielen HelferInnen kann ich leider namentlich nicht erwähnen.
Unter den Gästen traf ich Tobias, einen Lehrer aus Stuttgart, der während der großen Ferien Schutt und Schlamm mit wegräumt und in einer kleinen Pansion außerhalb wohnt. Er ist immer da, wo er gebraucht wird. Außerdem lernte ich Ursula, Mutter von kleinen Zwillingsbuben und einem Mädchen kennen. Sie kommt von Anfang an gerne hierher zum Essen, weil „es toll schmeckt und alle soooo lieb sind“. Wir kamen miteinander ins Gespräch und sie erzählte mir folgende, herzzerreißende Geschichte: sie und ihr Mann wachten in besagter Nacht durch lautes Getöse auf und konnten sich und ihre Kinder gerade noch ins obere Stockwerk ihres Hauses retten. Als sie am Morgen nach der Flut verzweifelt nach draußen ging und auf apokalyptische Zustände traf, sah sie ein Privatfahrzeug zwischen all dem Schlamm und Schutt auf sie zufahren. Der Fahrer hielt an und fragte sie, ob sie Hilfe brauche und bot ihr eine Flasche Wasser an. – Sie erzählte mir, dass sie sich trotz der irrealen Situation das Kennzeichen des Wagens gemerkt habe und diese erste Hilfe und Geste der Hilfsbereitschaft niemals vergessen werde. – 10 Menschen haben alleine in ihrer Straße ihr Leben verloren. Sie sei einfach nur glücklich, dass ihre Familie und sie überlebt haben. Alles andere würde sich irgendwie regeln. – Hauptsache leben!
Update 31.07. : Es wird dringend u. a. auch Flüssigwaschmittel benötigt, da an der Verteilerstelle „Am Schwimmbad 3“ auch auf eine mobile Waschstelle verwiesen wird. Und ihr könnt euch vorstellen, wie wichtig das für die Flutopfer ist, die gerade mal noch das besitzen, was sie am Leib tragen und auch für die HelferInnen, die tlws. in Sammelzelten wohnen. Nehmt also bitte Kontakt mit mir auf (wir können größere Mengen abholen) oder spendet (s. bitte unten).
Hochwasserkatastrophe 2021 – Hilfsbereit zu jeder Zeit – Essenstransport nach Bad Neuenahr-Ahrweiler
Heute habe ich eine Hilfslieferung von „Das Flammenwerk“ Köln begleitet und möchte euch von meinen bisherigen Erfahrungen berichten. Meine Freundin Anna, im Übrigen eine tolle Autofahrerin, und ich holten das Essen in der Kantinenküche von „Das Flammenwerk“ ab. Ca. 230 Portionen wurden in großen Edelstahlbehältern in Hotboxes gepackt. Der Inhaber Michael Steppuhn, Frank, der Koch, und ihr Team hatten ein sehr leckeres Essen vorbereitet. Heute Kartoffelgratin mit Hackbraten und Sauce. Hinzu kam kistenweise frisches Obst. Und auch eine große Kiste voller Hygieneartikel. Die Hilfsgüter werden u. a. in einem nagelneuen, von Toyota Auto Levy Köln für die Dauer der Transporte kostenlos zur Verfügung gestellten Transporter befördert.
Michael Steppuhn und seine Frau Patricia, die Inhaber von Flammenwerk, beliefern mit ihrem Team täglich die „Verteilerstelle Am Schwimmbad 3“ in Bad Neuenahr-Ahrweiler mit frisch gekochtem, heißen Essen und weiteren Hilfsgütern. Die „Verteilerstelle Am Schwimmbad 3“ wird von der Familie Wirfs, Frank Wirfs, Fabio Lauria, Stefan Dilly und ihren tatkräftigen HelferInnen ehrenamtlich gemanagt.
Hochwasserkatastrophe 2021 – Hilfsbereit zu jeder Zeit – Furchtbare Bilder auf dem Weg
Schon einige Kilometer vor Bad Neuenahr-Ahrweiler bemerkte ich den festgetrockneten Schlamm auf den Fahrbahnen. Viele Laster mit Schlamm und Sperrmüll begegneten uns. Die Polizei kontrollierte die einfahrenden Fahrzeuge und wir wiesen uns als Essenslieferanten aus. – Eine immer beklemmender werdende Fahrt auf verschlammten Straßen vorbei an verwüsteten Gebäuden. Völlig verschlammte Gärten und Garagen, meterhohe Sperrmüllberge, Wohnungen mit zerborstenen Fenstern und Türen, Schlammspuren bis ins 1. Stockwerk und darüber. Autos am Straßenrand, die kaum noch als solche zu erkennen waren. Da krampfte sich mir der Magen zusammen, auch als ich das ansonsten so beschaulich durch den malerischen Ort plätschernde Flüsschen samt den verwüsteten Ufer sah. Ufer voller Unrat, Treibholz und Schlamm. Unvorstellbar!
Hochwasserkatastrophe 2021 – Hilfsbereit zu jeder Zeit – Die Verteilungsstelle „Am Schwimmbad 3“
Die beklemmende Stimmung änderte sich aber schlagartig, als wir mit großem Hallo von den Helfern an unserer Verteilerstelle begrüßt wurden. Schnell waren unsere Hotboxes entladen und in Behälter der von der Bundeswehr stammenden Gulaschkanone umgefüllt. Obst und Hygieneartikel wurden ins Zelt geräumt. Michael und Patricia würden später mit Getränken nachkommen.
Hochwasserkatastrophe 2021 – Hilfsbereit zu jeder Zeit – im Gespräch mit den Menschen in Bad Neuenahr-Ahrweiler
Ich war echt geflasht, wie wunderbar Familie Wirf und HelferInnen den Verteilungsplatz eingerichtet haben. Noch nie zuvor hatte ich eine Gulaschkanone gesehen. Ein echtes gasbetriebenes Monstrum, in dem das Essen mit Gas heiß gehalten bzw. aufgewärmt oder gekocht wird. – Neben der Gulaschkanone wurden unter Pavillons Sitzgelegenheiten an Tischen geschaffen, wo sich AnwohnerInnen und HelferInnen ausruhen und ihr Essen und ihre Getränke genießen und hoffentlich Kraft tanken können. In der Zwischenzeit konnte Frank Wierfs ein neues, wetterfestes Zelt organisieren, da der alte Pavillon zusammengebrochen war.
Fließendes Wasser zum Händewaschen und Desinfektionsmittel standen auch bereit. Auch eine Wunschtafel steht bereit, wo Betroffene um Hilfe bitten können. Ich lernte gleich eine Gruppe von Elektrikern kennen, Menschen, die sich voller Dankbarkeit ihr Essen holten. Weitere Hilfskräfte holten sich nach vielen Stunden harter Arbeit ein Essen und gönnten sich eine kleine Auszeit. Außerdem kam ich mit Marina aus Schleswig Holstein ins Gespräch, die statt Urlaub zu machen, 2 Wochen mit ihrem Mann, der Elektriker ist, hilft. Sie wohnt z. Zt. in einer Zelt-Sammelunterkunft oberhalb des Ortes.
Als die Gäste und HelferInnen das köstliche von Koch Frank und dem „Das Flammenwerk-“ Team gezauberte Essen sahen, bekamen alle leuchtende Augen und es herrschte eine fast schon ausgelassene, fröhliche Stimmung.
Außer dem Essen von „Das Flammenwerk“ wurde eine sehr leckere Fischsuppe angeboten, die ein Fischhändler aus Bad Godesberg gespendet hatte. Allein diese Momente des kurzen Vergessens und der Vorfreude aufs gemeinsame Essen miterlebt zu haben, zeigen mir, wie wichtig es ist, diesen Beitrag für meine lieben LeserInnen zu schreiben. Als Anerkennung für die vielen helfenden Hände, die tagtäglich einen Hauch von Normalität ins Leben der Verzweifelten bringen und ihnen helfen, die Hoffnung nicht zu verlieren und ihnen zu zeigen, dass sie nicht alleingelassen werden!
Hochwasserkatastrophe 2021 in NRW – Hilfsbereit zu jeder Zeit – Wie ihr persönlich helfen könnt
Michael Steppuhn von „Das Flammenwerk“ wurde seit dem Ausbruch der Pandemie finanziell sehr gebeutelt und schafft es trotzdem, mit seinem ehrenamtlich für Bad Neuenahr arbeitenden Team, täglich ca. 200 – 250 Essen vorzubereiten und zu spenden. Neben seinen eigenen Mitteln bekommt er noch Lebensmittelspenden von befreundeten Gastronomen, ein Auto für die Lieferungen von Toyota, und auch Geldspenden von Kollegen und Privatleuten. Bis heute sind ca. € 8.000,– (Stand 11.08.2021) eingegangen, von denen Stand 13.08.2021 noch ca. € 3.200 vorhanden sind. Bitte tragt auch ihr dazu bei, dieses wunderbare Hilfsangebot zu weiterhin zu ermöglichen. Geldspenden für Lebensmittelkäufe, Energiekosten und Sprit für die täglichen Transporte, seien sie auch noch so klein, sind herzlich willkommen (ich selbst freue mich sehr auf euer Feedback und Hilfsangebote hier auf dieser Seite):
- Verwendungszweck: Vita Oeconomica Flutkatastrophe
- Papypal: michaelsteppuhn@web.de
- Banküberweisung auf Spendenkonto:
Michael Steppuhn Köln, DE78 380 6018666 05727032
Hochwasserkatastrophe 2021 – Helfer-Shuttle
Da die Straßen immer noch vollgestellt sind, ist es besser, wenn ihr als Helfer eure Privatfahrzeuge draussen lasst. Es gibt einen Shuttle, wo ihr euer Auto sicher stehen lassen und bequem mit dem Shuttle Bus (Abfahrt von 9.00 – 12.00 Uhr) ins betreffende Gebiet, auch zu den betroffenen Weingebieten mitfahren könnt. Ihr erfahrt auf dem Link auch, was ihr mitbringen solltet. Verpflegung wie Wasser, Obst, Brötchen etc. bekommt ihr am Helfer-Shuttle. Ihr könnt euch als Flut-HelferInnen beim Fluthelfer-Portal wie folgt anmelden
Bei all dem Leid durch die Flutkatastrophe dürfen wir aber nicht die Institutionen vergessen, die das ganze Jahr über mit vielen ehrenamtlichen HelferInnen dazu beitragen, Menschen, denen es weniger gut geht, regelmäßige, verlässliche Angebote anzubieten. Wie ihr ja wisst, arbeite ich ehrenamtlich beim Deutschen Sikh Verband e. V. , der Tafel und einem Fairteiler mit. Über diese Arbeit und wie ihr helfen könnt, könnt ihr euch in meinem Artikel „kostenloses Essen für Bedürftige in Köln“ informieren.
Über Foodsharing könnt ihr auf diesem Blog ebenfalls mehr erfahren.