Tag des offenen Denkmals in Köln
Es fiel mir etwas schwer, ein bewältigbares Programm für den Tag des offenen Denkmals zusammenzustellen; denn stolze 150 Angebote lockten den Besucher. „Entdecken, was uns verbindet“ war das Motto von 2018. Seit 25 Jahren findet am 2. Sonntag im September der Tag des offenen Denkmals bundesweit statt.
Wir glücklichen KölnerInnen und Köln-Besucher hatten sogar das große Vergnügen, bereits am Samstag viele der Angebote wahrnehmen zu können. Also ein ganzes „Denkmalwochenende“, um uns nachhaltig über Denkmalschutz- und -pflege, Geschichte und Kultur zu informieren und viele Gebäude und Denkmäler zu besuchen, die sonst nicht oder nur selten zu besichtigen sind oder sich in einer Umbau- oder Restaurierungsphase befinden.
Tag des Offenen Denkmals in Köln 2019
Hier findet ihr den Link zum Tag des Offenen Denkmals 2019 und zum Veranstaltungskalender.
Ursprünglich stand auf meiner Liste ganz oben die Besichtigung des Prunkgebäudes der Flora. Glücklicherweise fand ich dann durch Zufall heraus, dass das Gebäude von innen nicht am Tag des offenen Denkmals besichtigt werden konnte, was ich immer noch außerordentich schade finde. Alternativ wurde eine fachkundige Führung durch ganzjährig öffentlich zugänglichen Anlagen der Flora angeboten. – Also änderte ich meinen groben Besichtigungsplan kurzfristig.
Mein Wunsch, Pater Noster in der IHK zu fahren und dieses besondere, bei Dunkelheit so schön strahlende Gebäude, zu besuchen, rutschte nach oben. Aber Pustekuchen, Anmeldeschluss für die Führung war bereits verstrichen. Ich versuchte es dennoch und erhielt umgehend eine sehr freundliche, positive Antwort.
Hotel Stadtpalais – ehemaliges Kaiser-Wilhelm-Bad
Eine kunstbegeisterte Bekannte und passionierte Radfahrerin hatte große Lust, am Samstag mit mir auf Denkmalreise zu gehen. In der Frische des Morgens starteten wir mit den Rädern von unseren jeweiligen Standorten aus nach Deutz zum zwischen 1913/14 erbauten Kaiser-Wilhelm-Bad, das auch Deutz-Kalker Militärbad genannt wird und heute das feine Günnewig „Hotel Stadtpalais“ in der Nähe der Lanxess Arena beherbergt. Seit ich vor 5 Jahren vor unserem Umzug nach Köln bei einem Aufenthalt im „Hotel Stadtpalais“ die alten Fotos des ehemaligen Bades entdeckte, hegte ich den Wunsch, dieses wunderschöne alte Bad zu besuchen. Es war bereits 1996 geschlossen worden und leider nicht öffentlich zugänglich. Am Tag des offenen Denkmals 2018 war es endlich so weit! Das Bad durfte nach vorheriger Anmeldung besichtigt werden.
Nach der anstrengenden Anfahrt per Rad gönnten wir uns als Einstand für unseren Tag des offenen Denkmals ein wunderbares, erschwingliches Frühstück in angenehmer Atmosphäre des Hotels mit umsichtiger Bedienung.
Das Deutz-Kalker Bad und die Volksbibliothek Vorster wurden nach Plänen des bekannten Kölner Architekten Hans Verbeek 1913/14 errichtet. Der Kölner Unternehmer Fritz Vorster (Inhaber der Chemischen Fabrik Kalk) finanzierte den Bau der Bibliothek mit einer zweckgebundenen Schenkung. In seiner Blütezeit wurde das Deutz-Kalker Bad als Militärbadeanstalt und Boxschule betrieben und überstand beide Weltkriege. Seit 1996 hielt dieses besondere Kleinod einen Dornröschenschlaf und erhält dank hoher Investitionen und großem Engagement der Betreiber eine jedes Detail beachtende, nachhaltige Renovierung.
Besichtigung eines Teiles des renovierten Hotels und des ehem. Kalk-Deutzer Bades
Ab 11.00 Uhr durfte das denkmalgeschützte Gebäude besichtigt werden und wie erstaunt waren wir, als die Investoren persönlich, Hoteldirektor Siewert und Brauereibesitzer Dr. Heribert Landskron-Reissdorf, schon am Samstag mit Führungen starteten. Wir waren in Herrn Siewerts Gruppe, der uns äußerst fachkundig durchs Haus führte, Fragen beantwortete und auf viele Details aufmerksam machte. Wir erfuhren viel über Geschichte, Architektur sowie die Herausforderungen bei der hochwertigen Restaurierung des Gebäudes. Die Restaurierungsarbeiten waren bereits weit fortgeschritten. Selbst die alten Umkleidekabinen wurden liebevoll restauriert und bleiben erhalten.
In nicht allzulanger Zeit, geplant ist ca. Ende Februar 2019, öffnet in der ehemaligen, prunkvollen kaiserlichen Badeanstalt ein Restaurant, wobei die oben gelegenen Balkone und Nischen mit einbezogen werden. Nur das Schwimmbecken wird nicht mehr sichtbar sein. Herr Siewert kündigte moderate Preise an, so dass auch Normalsterbliche ihr Bierchen trinken und das Restaurant besuchen können. (Ich werde berichten, sobald die feierliche Eröffnung fest steht). Die noch original erhaltenen großen Buntglasfenster und Wandgemälde von Ernst Wille im Treppenhaus, seine Mosaiken an der Aussenfassade sowie neben dem Eingang sind – wie die im Frühstücksrestaurant eingebettete Vorster-Bibliothek und die von Alfred Biolek eingerichtete Bar – schon heute sehr sehenswert.
Nach ca. 1 1/2-stündiger fachkundiger Führung genossen wir die Sonne hinter dem Hotel und machten uns auf in Richtung Deutzer Freiheit. Kurz entschlossen fuhren wir durch die ruhigen, ohne die üblichen Billigläden und Imbisslokale übersäten, teils kopfsteingepflasterten Straßen, hinter dem Deutzer Dom und ich hatte spontan die Idee, Ela auf dem Weg das wunderschöne „Wohnzimmercafé“ und Restaurant Villa Mathilde zu zeigen. Natürlich mussten wir kurz dort verweilen und köstliche Limo und feinen Schamong-Kaffee trinken.
Industrie- und Handelskammer zu Köln – IHK
Weiter gings mit dem Rad über die Brücke in Richtung Börsenviertel zum IHK-Gebäude. Wir waren etwas zu früh dran, fanden aber eine gemütliche Bank in der Sonne vor der IHK und dem liebevoll „Schaschlik“ genannten Springbrunnen.
Bald begann die Führung durch das blitzeblank gepflegte, 1951/52 nach Plänen des Architekten Karl Hell errichtete IHK-Gebäude, das durch eine Sanierung für heutige Anforderungen an Technik, Sicherheit und moderne Arbeitsplatzansprüche, sowie als Eventlocation fit gemacht werden soll. Der gut gelaunte stellv. Hauptgeschäftsführer und Geschäftsleiter Standortpolitik Dr. Ulrich Soénius, der mich so freundlich eingeladen hatte, führte uns persönlich durch das teilweise unter Denkmalschutz stehende, eigentlich aus zwei kaum merkbar miteinander verbundenen Bauwerken bestehende Gebäude mit funktionaler Architektur.
Es ging über lange Gänge und durch die hohe mit 16 Fenstern verglaste Treppenhalle, in dem regelmäßig Vernissagen und Ausstellungen abgehalten werden, mit wunderschönem Messinggeländer und Ausblick zu diversen Sitzungssälen wie dem berühmten Börsensaal mit Originalparkett und unter Denkmalschutz stehenden Telefonkabinen, dem Camphausen Saal und Besprechungsräumen, wo wir an eigens für das Gebäude hergestellten hochwertigen Originaltischen und -stühlen Platz nehmen durften. Immer noch sehr bequem.
Sehr kurzweilig erzählte Herr Soénius über Historie, Architektur und Nutzung des IHK-Gebäudes. Für Heiterkeit sorgte auch so mancher Einrichtungs-Fauxpas innerhalb des Gebäudes, das häufig ausländische Gäste empfängt, aber auch Künstler und Schauspieler. Sogar Filmszenen werden hier gedreht (u. a. Tatort Münster, Cobra 11 etc.). Herr Soévius´ Begeisterung für das Gebäude und dessen Erhaltung und Modernisierung übertrug sich auf uns und wir haben die Führung sehr genossen. Zum Abschluss wurden wir sogar zu einer bald anstehenden Vernissage im Treppenhaus der IHK eingeladen. Toll! Nur der Pater Noster blieb still; denn fahren dürfen nur Angestellte der IHK mit Sonderschulung. Nachvollziebar, trotzdem schade. (In der Zwischenzeit bin ich Pater Noster gefahren. In Begleitung. Toll!)
Oberlandesgericht Köln
Unsere Denkmaltour per Rad führte uns am Samstag noch zum Reichenspergerplatz und dem zwischen 1907 und 1911 erbauten Justizgebäude. Im Auftrag des preußischen Justizministeriums erstellte Paul Thömer Pläne für den Bau des imposanten Sandsteinbaus mit neubarocken Säulen und Skulpturenschmuck. Das Gebäude wurde im 2. Weltkrieg stark beschädigt und später renoviert. Das monumentale 4-geschossige Treppenhaus und die Kuppel konnten glücklicherweise erhalten werden.
Da wir bis etwa 16.30 in der IHK waren, verpassten wir die Samstags-Führung um 14.00 Uhr, so dass wir leider die Säle des Kölner OLG nicht besichtigen konnten. Das werde ich nächstes Jahr nachholen. Bei allem Verständnis für die parallel laufende Verkaufsausstellung fand ich es etwas befremdlich, dass am Tag des offenen Denkmals die Stockwerke für Verkaufsstände genutzt wurden. Gerne hätte ich die wunderschöne Architektur an diesem Tag ohne bunte Handwebteppiche und örtliche Spezialitäten genossen.
Bastei – Riphan Bau
Am Sonntag setzte ich bei wunderschönem Sonnenschein meine Tour mit dem Rad am Rhein entlang bis zum Konrad-Adenauer-Ufer 80 fort, um die Bastei endlich mal von innen zu besichtigen. Auf Resten („Kapponiere“) eines preußischen Befestigungsturms entstand im Jahre 1924 nach Plänen des Architekten Wilhelm Riphahn dieses außerordentliche Gebäude aus Stahl und Glas im expressionistischen Stil. Das Innere wurde mehrfach umgebaut, wurde im Krieg stark zerstört und Riphan persönlich leitete 1959 den Wiederaufbau. 1985 wurde der Bau grundlegend saniert und zwischen 1995 und 1997 modernisiert. Der Riphan-Bau, auch Bastei genannt, ist seit jeher berühmt für seine wunderbare Aussicht auf den Rhein und die Stadt Köln und beherbergte zwischenzeitlich auch ein bekanntes Sterne-Restaurant. Ich war sehr erstaunt, wie gut erhalten und gepflegt das Restaurant, das für außergewöhnliche Events für bis zu 180 Personen genutzt werden kann, ist. Seit 2009 können hier sogar standesamtliche Trauungen stattfinden.
Bastei seit 2018 in Besitz der Stadt Köln
2018 wurde das Gebäude glücklicherweise nach einigem Hin und Her von der Stadt Köln gekauft, die es nach den neuesten baulichen Erfordernissen renovieren möchte. Daher war mir sehr wichtig, das Gebäude noch dieses Jahr von innen zu besichtigen, bevor die Renovierungsarbeiten beginnen.
Historisches Rathaus Köln
Es war schön, nach der eingehenden Besichtigung der Bastei am Rheinufer in der Sonne zu sitzen und das Treiben auf dem Fluss und die flanierenden Menschen mit der unverwechselbaren Silhouette Kölns im Hintergrund zu beobachten. Auch wenn es noch so schön war, dort zu verweilen, musste ich dann doch weiter, um das Historische Rathaus zu besichtigen. Ich radelte also zurück Richtung Hauptbahnhof, an der Philharmonie und dem Kurt-Hackenberg-Platz mit einem kurzen Besuch eines meiner Lieblingsplätze, dem Willi-Ostermann-Platz, vorbei. Über den Alter Markt zum Rathaus.
Da das Rathaus völlig überfüllt war, musste ich mich eine Weile bis zur nächsten Führung gedulden. Eine sehr kompetente Kunshistorikerin holte die große Gruppe der Wartenden am Eingang ab und erzählte uns lebhaft über die Geschichte des historischen Gebäudes und machte uns auf viele Details im Inneren und Äußeren und auch auf den Spanischen Bau aufmerksam. Das Historische Rathaus wurde bereits im 12. Jahrhundert von den freiheitsliebenden und selbstbestimmten KölnerInnen als „Haus der Bürger“ im ehemaligen Judenviertel erbaut. Der „Hansasaal“, den wir ebenfalls besichtigen durften, wurde um ca. 1330 errichtet, das bürgerliche Selbstbewusstsein wuchs und von 1404 bis 1414 wurde der Ratsturm mit dem prunkvollen „Senatssaal“ angefügt. Bestaunt werden darf die Rathauslaube aus dem 16. Jahrhundert (eines der wenigen noch erhaltenen Renaissancedenkmäler Kölns). Das Rathaus wurde im Krieg stark zerstört, aber wieder aufgebaut und ist seit dem 14.08.1972 unser Kölner Rathaus.
Leider konnte ich am „Tag des offenen Denkmals“ trotz meines treuen Rads, das mich schnell und umweltbewusst voran brachte, nur einen Bruchteil der herrlichen Denkmäler und Baumwerke besuchen, die Zeugnis geben von unserem bunten, weltoffenen Köln, das von zahllosen Handwerkern und Baumeistern von weither mit erbaut und nach den großen Kriegszerstörungen wieder aufgebaut wurde. Ohne die vielen ehrenamtlichen HelferInnen, die auf ihr Wochenende verzichtet haben, würde diese Fülle an Sehenswürdigkeiten niemals zustande kommen. Vielen Dank dafür! Ich freue mich schon sehr auf den nächsten Tag des offenen Denkmals am 8.09.2019.